Die Initiator_innen der Region Düsseldorf, Mettmann und Neuss haben die Bedeutung von engerem Wissenstransfer der verschiedenen Akteure in der Region erkannt. Sie wollen in einem Verein, der „Wissensregion Düsseldorf“, Netzwerke knüpfen und die Zusammenarbeit vertiefen.

Die Region Düsseldorf ist dabei aber längst nicht die einzige, die auf dem Weg ist, eine Wissensregion zu etablieren. Deutschlandweit gibt es bereits zahlreiche Universitäten und (Fach-)Hochschulen, Unternehmen, Forschungszentren, öffentliche Institutionen sowie Institutionen aus Kultur und Wissenschaft, die Wissensnetzwerke gezielt ausbauen. Strategien zu einer Etablierung einer Wissensregion sehen dabei in Deutschland recht unterschiedlich aus: Sie reichen von losen Netzwerken bis hin zu festen formalen Strukturen. Dahinter stehen ganz verschiedene Strategien, die das Konzept einer Wissensregion jeweils im Fokus regionaler Besonderheiten interpretieren. Auch die Größe der Wissensregionen variiert: Die Netzwerke reichen von Bestrebungen einzelner Bezirke bis hin zu bundeslandübergreifenden Verbünden.

Nordrhein-westfälische Innovationsprozesse.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen versuchen unter anderem die Städte und Regionen Bonn, Köln, Bielefeld, Bochum, Dortmund, Essen, Münster und Ostwestfalen-Lippe eigene Wissensnetzwerke zu etablieren. Die Vorhaben reichen von einfachen „Wissensrunden“ wie in Köln bis zu großen „Allianzen“ wie in Münster oder im Ruhrgebiet zwischen Bochum, Duisburg, Essen und Dortmund.

Der Koalitionsvertrag der neuen schwarz-gelben Düsseldorfer Landesregierung verschreibt sich ebenfalls der „Dritten Säule“ und rückt die innovative, kooperative Hochschule, als offizielles Regierungsprogramm in den Fokus. Hier heißt es:

„Hochschulen sind nicht nur als reine Lehr- und Forschungseinrichtungen zu verstehen. Im Rahmen der „Dritten Mission“ ist der Wissenstransfer in die Gesellschaft sowie die Verwertung von Anregungen aus der Gesellschaft ein Beitrag zur Weiterentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft und damit letztlich zur Steigerung der Lebensqualität und des Wohlstands in Nordrhein-Westfalen. Der Ausbau dieser Aktivitäten ist angesichts der dynamisierten zivilgesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung ein wichtiger Bestandteil der Hochschulentwicklung.”

Wie beeindruckend die Etablierung einer Wissensregion gelingen kann, zeigt das Vorhaben von Ostwestfalen-Lippe. Bis 2011 kommunizierten unterschiedliche Akteur_innen zwar bereits, seit 2011 finden derartige Austäusche jedoch in einer ursprünglich als „Allianz für Wissenschaft OWL“ bezeichneten Wissensregion statt. Gefördert durch eine Initiative des Stifterverbandes bis 2015 gelang es im Norden von Nordrhein-Westfalen, Akteur_innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu vernetzen und einen besonderen Fokus auf die Kommunikation zwischen den rund 50.000 Studierenden und den lokalen Unternehmen zu setzen. Auch nach Ablauf des Förderzeitraums schreiten die Prozesse in Ostwestfalen-Lippe weiter voran. Ein wichtiges Ziel dieser Wissensregion lautet, die Abwanderung der Student_innen nach ihrer Studienzeit zu verringern und lokale Berufseinstiege aufzuzeigen. Durch Bachelor-Traineeprogramme, service learning – also direktes Anwenden erlernter Kenntnisse in lokalen Organisationen –, verschiedene Networking-Veranstaltungen und Projekte sollen lokale Unternehmen und Studierende sowie Absolvent_innen der Region leichter zueinander finden. Dabei meistern die Initiatoren in Ostwestfalen-Lippe die Herausforderung, Akteur_innen, die über eine verhältnismäßig große Fläche verteilt sind, miteinander zu verknüpfen, auch ohne dass sich – wie an der Rheinschiene – große und internationale Unternehmen auf engem Raum konzentrieren.

Nationale Innovationsprozesse.

Die Liste von Prozessen zur Etablierung von Wissensregionen ist schon in Nordrhein-Westfalen lang, in ganz Deutschland finden sich noch viele weitere Wissensregionen oder -städte. Wie wichtig eine bessere gesellschaftliche Verankerung der Hochschulen ist, machte auf Bundesebene ebenfalls bereits Bundes-Bildungsministerin Johanna Wanka bei der Hochschulrektorenkonferenz im Jahr 2016 deutlich: „Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördern die wirtschaftliche Stärke ganzer Regionen.“

Unter anderem Potsdam, Dresden, Bremen, Heidelberg, Berlin-Brandenburg, München, Frankfurt Rhein Main, Hannover, Braunschweig, Clausthal, Darmstadt, das Saarland, Lübeck, Hamburg, Bremen, Rostock, Kaiserslautern, Halle, Regensburg und Ulm streben die Etablierung von Wissensstädten oder Wissensregionen an. Unterschiede liegen hier insbesondere in der Anzahl der Akteure sowie in den Schwerpunktsetzungen. So liegt bei der Wissensregion Hamburg ein besonderer Fokus auf der Kultur, wohingegen Frankfurt einen erheblichen wirtschaftlichen Schwerpunkt allein wegen seiner ökonomischen Ausgangssituation setzt.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zeigt diese kurze Übersicht bereits, dass sich die Wissensregion Düsseldorf in bester Gesellschaft befindet und sich in eine Reihe weiterer Initiativen in ganz Deutschland eingliedert. Gleichzeitig wählt sie dabei aber ihren eigenen Weg und bringt durch eine engmaschige Struktur an Unternehmen, Hochschulen, Kulturzentren, Forschungseinrichtungen ausgezeichnete Voraussetzungen mit, das Vorhaben zum Erfolg zu führen. Nach einer gelungenen Auftaktkonferenz im Februar 2017 steht nun die Gründung des Vereins bevor, um so auch langfristig die Akteur_innen der Wissensregion Düsseldorf miteinander zu vernetzen und zukünftige Projekte gemeinsam umzusetzen.

Wissensregion Düsseldorf